Das beliebte Stadtviertel Ortaköy gleich bei der Bosporusbrücke auf der europäischen Seite ist ein hübsches Fleckchen. Direkt am Bosporus gelegen, lockt es mit engen Gassen und zahlreichen Cafés, Bars und Restaurants. Am Hafen tummeln sich ebenso viele Touristen und Einheimische wie Tauben, die stetig auf die nächste Fütterung lauern.
In den Gassen sind Verkaufsstände aufgebaut, Schmuck, Souvenirs und Kunst wird feilgeboten. Man kann sich aber auch die Tarot-Karten legen lassen oder leckeres Kumpir essen.
Im Schatten der pittoresken Moschee (die derzeit renoviert wird und deshalb unter Planen und Gerüsten versteckt ist) lässt sich ein ganzer Tag verbummeln und man kann spontan eines der Schiffe besteigen, die kurze Bosporustouren anbieten. Sie fahren zwischen erster und zweiter Bosporusbrücke hin und her, immer schön an beiden Ufern entlang, damit man die hübschen Villen der Reichen bewundern kann.
Doch an schönen, sonnigen Tagen, vor allem an Wochenenden, meiden wir diesen Ort. Es ist einfach zu voll. Ortaköy, noch vor ein paar Jahren ein Geheimtipp, wird bei Touristen und Einheimischen immer beliebter. Leider. Selbst der wunderbare Ausblick über den Bosporus kann nicht für das Gedränge und Geschubse entschädigen.
Wir bevorzugen dann die andere Seite Ortaköys. Fährt man die Küstenstraße entlang, die am Dolmabahçe-Palast vorbei den Bosporus hinauf führt, kommt man durch Ortaköy und biegt normalerweise nach rechts ab, um zum Hafen mit den vielen Restaurants zu kommen.
Wendet man sich aber nach links, dann kann man ein paar kleine Gassen entdecken, die noch nicht so touristisch geprägt sind. Zwar findet man auch hier schon modernere Cafés und Restaurants, wie zum Beispiel das Pizano, eine der besten Pizzerien der Stadt, aber man kommt auch an den typischen Dönerläden und Fischbuden vorbei, an Kaffeehäusern, einem Turşuladen mit sauer-eingelegtem Gemüse, einem Bakkal mit seinem reichhaltigen Angebot für den täglichen Bedarf und anderen Geschäften, die noch vom alten Istanbul erzählen.
An einer Ecke kann man die Köstlichkeiten bestaunen, die der Helvacisi in seinem Fenster zur Schau stellt. Und es fällt schwer, nicht hineinzugehen und wenigstens ein paar der Leckereien zu erwerben. Andernorts lockt eine Bäckerei mit Kuchen, Törtchen, Brot und herrlichem Duft.
Straßenkatzen findet man wie überall in Istanbul.
Und in diesem versteckten Lokal kann man köstlichen Fisch essen und bei einer traditionellen Meze-Tafel mit Freunden die ein oder andere Flasche Rakı leeren.
Und dann sind da noch die Antiquitätenhändler, die kuriose, abgewetzte, kitschige und urige Möbel und anderen Kram vor der Tür zum Verkauf anbieten.
Wer die Nase voll hat von unechtem Schmuck, den üblichen Souvenirs für Touristen und von überteuerten Lokalen, der sollte sich trauen und auch diese Ecke Ortaköys erkunden. Es lohnt sich.
Fotos: © Katja Tongucer
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